...an einem neuen Gewässer zum ersten Mal erfolgreich zu sein, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Das Erlebte mit einem guten Freund teilen zu dürfen, eine weitere Draufgabe.

Im Mai 2015 fischte ich auf Einladung meine deutschen Freundes Ralf Konopke am Virgin Lake. Viel ist über diesen kleinen See in der Tullner Au schon geschrieben worden. Landschaftlich ein Naturjuwel, jedoch sehr anspruchsvoll, denn die geringe Anzahl handverlesener Karpfen macht den Fang schwierig. Im Jahr 2011 hatte ich bereits einmal zwei Nächte dort gefischt und einen glatten Blank hingelegt. Und nun war es wieder soweit und ich fischte diesmal mit Ralf eine Nacht an dieser schönen Schottergrube. Meister Konopke hatte ja bereits eine Woche am Wasser verbracht und als ich zu ihm stieß wusste ich es bereits: Die Fische sind momentan in Beißlaune!

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*ein richtiger Bulle*

Ralf hatte bereits am dritten Tag seiner Session den Vogel abgeschossen und den Gewässerrekord samt persönlichen Rekord gebrochen: Schuppi mit 28,5 kg…! Ich freute mich natürlich sehr mit ihm! Meine Erwartungen waren aber gedämpft, hatte ich das Gewässer und seine Bewohner als durchaus „launisch“ kennengelernt. Ralf überließ mir freundlicherweise seinen Spot, genau jenen Spot an dem er seinen Ausnahmefisch gefangen hatte.

Der Abend und die Nacht blieben dann wie eigentlich erwartet ruhig und ohne Aktion. Wir plauderten bis spät in die Nacht hinein, es gab auch eine ganze Menge zu erzählen. Gegen Mitternacht gingen wir schlafen und Ralf meinte noch: „In der Früh kriegst Du sicher Deinen Run…“. Ich schmunzelte und nahm dies nicht ganz ernst. Als ich dann am frühen Morgen vom lauten Biepen des Bissanzeigers geweckt wurde, hatte ich zunächst eine Schrecksekunde. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Dann rannte ich zu den Ruten und nahm diese auf. Der Widerstand den der Fisch entgegensetzte war beträchtlich und fühlte sich gut an! Also Brachse war es einmal keine… Vorsichtig fuhr ich mit dem Boot hinaus und dem Fisch entgegen und kurbelte dabei unentwegt Schnur auf. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich den Schlagschnurknopf fühlen und drehte den Motor ab. Es folgten einige wütende Fluchten und rasch wurde mir klar, dass es sich um einen „besseren“ Fisch handeln musste. Also war vorsichtig drillen die Devise. Denn das war der erste große Fisch für mich in diesem Jahr, der erste an diesem Wasser und den wollte ich auf keinen Fall verlieren. Langsam tastete ich mich heran und es trennten mich nur noch wenige Meter Schnur von meinem Fisch. Ich wollte gerade den Kescher vorbereiten, als der Karpfen zu einer heftigen langen Flucht ansetzte. Meter für Meter Schnur flogen  von der Rolle und ich dachte nur: „Hoffentlich hält der Haken“. Er hielt. Allmählich konnte ich mich wieder an den Fisch herantasten. Und dann… sah ich ihn endlich zum ersten Mal. Einen wunderschönen massigen Spiegler, dessen goldfarbene Färbung immer wieder im Wasser kurz aufblitzte. Alter Schwede…. das war ein wirklich Guter!

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*einzigartige Beschuppung*

Wenige Minuten später war es dann soweit. Der zweite Kescherversuch klappte und ich hatte ihn im Netz. Ralf hatte den Drill vom Ufer aus beobachtet und rief mir aufgeregt zu: „Ein Guter ?“. „Yesss…“ folgte postwendend meine Antwort. Vorsichtig fuhr ich mit dem Fisch in Schlepptau ans Ufer, wo wir ihn versorgten und wogen. Die Waage zeigte dann 21,80 kg an und wir freuten uns beide sehr. Unglaublich, dieser Spot war momentan wirklich äußerst produktiv! Köder waren übrigens zwei Tigernüsse, versehen mit einem kleinen Auftriebskörper. Nachdem wir einige schöne Fotos gemacht hatten, entließen wir  den Spiegler in die Freiheit.

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*ein richtiger Ausnahmefisch*

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*die Freude war riesig - ich war mehr als dankbar...*

Bei einem guten Morgenkaffee ließen wir dann den Fang nochmals Revue passieren. Einfach wunderbar, Freude mit einem guten Freund zu teilen. Darüber hinaus war ich Ralf sehr dankbar, hatte er mir doch zu diesem Fisch verholfen. Wenige Stunden später packten wir dann bereits zusammen.

Im August steht die nächste gemeinsame Kurzsession mit Ralf an. Mal sehen, was uns da gelingt.

Robert Roula